Wandern, Erleben & Umdenken

Hallo,

heute erzähle ich Euch wie meine Wanderung ihren Weg nahm, wie es nach meiner Verletzung weiter ging und was ich alles erlebt habe. Viel Freude beim Lesen 🙂

Vorbereitung und Vorfreude

Drei Monate höre ich Podcasts übers Fernwandern, über Ausrüstung und das Leben in der freien Natur. Ich lese in Foren, trage Berichte zusammen und rüste mich aus. Fragen über Fragen begleiten mich. Ob ich gut ausgerüstet bin? Ob ich mein Ziel erreiche? Wie läuft das in der Beziehung wenn man so lange weg ist? Schafft es Caido? Es sind solche und noch mehr Fragen die mich umkreisen. Ich gebe mich ihnen hin und bekomme durch die Antworten immer mehr Vertrauen in mein Vorhaben.

Nach der Vorbereitungsphase begebe ich mich Ende September auf den Weg. Mein Ziel ist das 2000 km entfernte Süditalien. 2000 km, da hab ich mir was vorgenommen und voller Vorfreude trete ich dieses Abenteuer an.

Aller Anfang ist übertrieben

Ich starte von meinem Elternhaus in Schwosdorf aus in Richtung meines ersten Etappenziels Dresden. 36 Kilometer, 2 Etappen, 2 Tage. Durch bekannte Wälder und über bekannte Dörfer und gepackt mit Kindheitserinnerungen sind die ersten Kilometer bei leicht bewölktem Himmel ein schöner Start. Das ein oder andere Lächeln der Dorfbewohner erfreut mich stets.

Nach 5 Stunden erreiche den Platz an dem ich meine erste Nacht verbringen möchte, es ist 16 Uhr, warm und ganz leicht bewölkt. Ich trinke und esse etwas und bin dann irgendwie noch voller Energie. Also wandere ich einfach weiter, ein paar Kilometer werden es schon noch werden.

Ich stehe vor der Dresdner Heide, meine Füße schmerzen aber mein Ehrgeiz und die Vorfreude auf meine Partnerin Tati sind stärker. Es geht weiter, mehr Pausen mehr Schmerzen, weniger Weg, mehr Ehrgeiz. Ich möchte es schaffen, ich möchte heute noch nach Dresden. Es ist dunkel im Wald, meine Kopflampe leuchtet mir den Weg. 30 Minuten laufen, 10 Minuten pausieren, 20 Minuten laufen, 20 Minuten pausieren, 10 Minuten laufen, 30 Minuten pausieren. Die Schmerzen werden immer mehr. Aber jetzt aufgeben? Wegen 6 Kilometern das Zelt aufbauen? Nein, ich gehe weiter.

Gegen 22 Uhr erreiche ich nach der 11 Stunden Wanderung den Van an dem Tati und ihre vierbeinige Begleiterin Appa auf meinen vierbeinigen Begleiter Caido und mich wartet. Die erste Nacht verbringe ich also im Van und auch die Folgenden.

Dresden

Das nächste große Ziel ist Hof, da werde ich Fred und seine Familie besuchen bevor ich in Richtung Süden weiter gehe. Vorher bleibe ich noch etwas in Dresden, treffe Freunde, erlebe schöne Tage im Park und plane noch ein bisschen die Tour zusammen mit meinem Freund Dani. Er wird mich in den nächsten 2 Wochen begleiten. Hier und da wird noch an der Ausrüstung gefeilt und schon der erste Schwung aussortiert um Gewicht zu sparen.

Erleben

Gemeinsam mit Dani starte ich in den nächsten Reiseabschnitt. Wir besorgen uns noch etwas Proviant und gehen dann in Richtung Westen aus der Stadt. Die nächsten Tage lernen uns schnell auf was es bei einer Wanderung ankommt. Wo werden wir schlafen? Wo gehen wir einkaufen? Was kochen wir? Welchen Weg gehen wir? Wann und wo machen wir unsere Pausen? Der Alltag füllt sich mit dem eigentlich immer gleichen Ablauf. Wir stehen auf, kochen Kaffee, essen eine Kleinigkeit, bauen unser Zelt ab und verstauen alles in unsere Rucksäcke. Wir wandern auf am Abend zuvor geplanten Etappen los, gehen Einkaufen und kommen am Abend, nach mehreren Pausen an unseren Schlafplätzen an. Dort bauen wir schnell auf, kochen das Abendessen und gehen dann meist zeitnah schlafen.

Die Orte die wir sehen sind wunderschön, wir laufen über weite Felder, durch alte Wälder und überblicken die scheinbar endlosen Weiten des Weges der vor uns liegt. Das Leben mit der Sonne und dem Einklang der Natur die einen umgibt bringen einen viel näher an das Leben selbst, an die wahren Werte, an die Dinge die man wirklich braucht.

Gespräche

Auf der gesamten Wanderung reden wir sehr viel, wie wir es schon immer getan haben. Es ist eines der Dinge die ich an Dani wirklich sehr schätze. Mit Dani kann ich grundsätzlich über alles reden, er hört richtig zu, denkt sachlich über alles nach, stellt Fragen, geht auf mich ein und hat auch den ein oder anderen Tipp auf Lager. Besonders gefällt mir die manchmal entstehende Tiefe die in unseren Gesprächen entsteht. Dani nimmt mich nicht immer in den Schutz sondern kritisiert mich ebenso in meinen Gedanken und Gefühlen und das hilft stets dabei die Situationen klarer zu sehen.

Wo schlafen wir?

Meistens schlafen wir bei Privatpersonen, über 1 Nite Tent findet man diese und kann sich zum Übernachten im Garten anmelden. Wir lernen allerhand tolle Menschen kennen und sind vor allem durch die Gastfreundschaft die uns auf dieser Reise zu Teil wird des Öfteren ziemlich baff. Bauern die uns mit hausgemachtem beschenken, ein aufgewärmter Bauwagen um das Zelt nicht aufbauen zu müssen, die Benutzung der Wohnung oder eine Einladung zu Kaffee und frischen Brötchen am Morgen sind ein paar Beispiele.

Lernen

Nach etwa 170 km beginnt mein Knie zu schmerzen, der Anfang vom Ende. Es zwickt ein klein wenig am linken Knie, unterhalb der Kniescheibe innen. Die ersten Tage war das noch ok, ab ich lerne schnell wie wichtig es ist auf die Anzeichen des Körpers zu achten. Schnell kann ich nicht mehr normal gehen, ich nutze die Wanderstöcke, Dani nimmt mir Gewicht ab und wir gehen langsamer, mit mehr Pausen und ich humpelnd weiter. Es wird immer schlimmer, Bandage und tägliches Einreiben hilft nicht mehr.

Abschied

Dani verlässt mich in Plauen, ca. 200 km haben wir zusammen verbracht und nun muss er wieder nach Hause, seine 2 Wochen sind zu Ende. Ich danke Dir für die bereichernde Zeit, für die gemeinsamen Abende, die Unterstützung die du mir stets gegeben hast und gibst. Dani, du gehörst zu den Menschen die ich in meinem Leben nicht missen möchte.

Umdenken

Meine Wanderung geht nun allein weiter, aber auch gar nicht mehr so weit. es sind noch 2 Tagesetappen bis zu Fred. Eine Nacht verbringe ich irgendwo in einem kleinen Wäldchen und mache mich dann auf die letzte 28 km Etappe. Nach 18 km war es fast vorbei, ein Stechen im Knie welches dermaßen schmerzte, dass ich nicht mehr weiter gehen konnte. Mitten im Wald, keinen Empfang, nicht in der Lage zu gehen, Reiseabbruch. Wo und wie übernachten? Wie komme ich wieder weg? Reicht das essen für länger als die geplante Zeit? Da schießen einem einige unangenehme Gedanken in den Kopf.

Ich mache Pause, probiere mein Knie zu behandeln, zu dehnen und kleine Schritte zu gehen. Nach 30 Minuten ging es wieder und ich konnte ein paar Kilometer gehen bevor mich der gleiche Schmerz ereilte. Das ging auf den letzten 10 Kilometern noch 4 mal so, doch letztendlich erreichte ich mein Ziel.

Ich konnte kaum noch laufen und musste mich auskurieren. Ich danke der Familie Albert-Poot für die gastfreundschaftliche Beherbergung während der Zeit. Es war schön Euch nach so vielen Jahren mal wieder zu sehen.

Eine Woche später holt mich Franzi, eine Freundin aus Kamenz ab. Es steht fest, die Wanderung muss abgebrochen werden, mein Innenminiskus hat schaden genommen und das begleitet mich jetzt die nächsten Wochen. Danke, dass du mich aufgenommen hast, danke, dass ich mich bei dir erholen konnte und auch danke für die Gespräche, wenn auch diese teilweise echt an die Substanz gingen.

[envira-gallery id=“1276″]

Weiter geht´s

Und wie geht´s jetzt weiter? Wo geht´s hin und was passiert in den nächsten Monaten? Dazu erfahrt Ihr mehr im nächsten Beitrag!

Neu im Shop

2 Meinungen zu “Wandern, Erleben & Umdenken

  1. Pingback: Meine Reise mit dem Rucksack durch Italien - EinzigDrahtig

  2. Pingback: Sizilien, Emotionen und Freundschaft – EinzigDrahtig

Kommentare sind geschlossen.