Sizilien, Emotionen und neue Freunde

Hallo,

heute erzähle ich Euch wie ich meine Zeit auf dem Abenteuer-Berg in Sizilien verbracht habe, welche Emotionen mich begleitet haben und welch bezaubernde Menschen ich da kennengelernt habe.

Falls du den Anfang verpasst hast kannst du ihn hier nachlesen.

Danke

Bevor ich Euch von der Zeit erzähle möchte ich mich bei allen bedanken die mich bei dem Aufenthalt unterstützt haben. Als ich bei Workaway über das Projekt gelesen habe war ich sofort begeistert. Leider konnte ich es mir finanziell einfach nicht leisten daran teilzuhaben. Ich startete einen Spendenaufruf und dem sind einige gefolgt. Ich danke meiner Familie, meinen Freunden und Followern für die schnelle Unterstützung. Ihr habt es ermöglicht dem Projekt beizuwohnen. Vielen Dank!

Mit dem Zug zwischen Bergen und Meer

Es ist Anfang Dezember und die Sonne scheint als ich mein Gepäck im Rucksack verstaue. Nach einem 20-minütigen Fußmarsch durch Pompeji steige ich in den Zug nach Sizilien. Die Zugstrecke führt zumeist entlang der Küste zwischen Meer und Bergen entlang. Mir wird eine atemberaubende Aussicht auf die bezaubernde Natur Süditaliens geboten. Stets ist mein Blick auf die Berge, Dörfer und Ruinen gerichtet, ich bin schlichtweg fasziniert von deren Schönheit. Angekommen in Villa San Giovanni staune ich nicht schlecht als der Zug auf die Fähre einfährt. Das habe ich noch nicht gesehen und nach dem ersten mulmigen Gefühl können wir den Zug auch schon verlassen und an Deck gehen. Zwischen dem Festland Italiens und der Insel Sizilien geht ein kräftiger Fahrtwind während ich die Berge Siziliens betrachte.

Ich nutze die Pause nach der Überfahrt um mit meinem vierbeinigen Begleiter Caido eine kleine Runde zu spazieren. Bis dahin verhält sich Caido erstaunlich entspannt, weder die Zugfahrt noch die Fahrt mit der Fähre beunruhigt ihn. Auf den letzten Kilometern über die Insel erblicke ich weit in der Ferne den Vulkan Ätna. Zwischen all den Bergen ist er leicht an den Rauchschwaden die mit dem Ostwind ziehen zu erkennen. Nach 8 Stunden Reisezeit erreiche ich den Bahnhof von Patti. Christian, der Leiter des Abenteuer-Berges lässt mich von seinem guten Freund und Bruder im Herzen Philippo abholen. Eine entspannte Autofahrt später, bin ich dann am Ziel.

Ankommen

Es ist bereits dunkel als ich Christian unter Orangenbäumen begrüße. Vor mir steht ein breit lächelnder und sympathisch wirkender Mann, er trägt langes Haar und grüne Armeekleidung. Wir stehen im Gemeinschaftsbereich und ich bestaune den riesigen Esstisch aus Esskastanienholz der im Schein der Lichterkette steht. Nebendran ein Feuerplatz und die Außenküche. Der Essbereich und die Außenküche tragen ein Dach aus „Bambolini“. Den niedlichen Namen verdankt das Schilfrohr dessen nahen Verwandten, dem Bambus. Da es schon dunkel ist bietet mir Christian an mich am nächsten Tag über das Gelände zu führen und zeigt mir einen Platz an dem ich schlafen kann. Dieser Platz ist ein zum alten Bauernhof gehörendes Gebäude. Vor einiger Zeit hat die Ruine einen neuen Aufbau und ein neues Dach bekommen und dient jetzt als provisorisches Werkzeuglager. Darin befinden sich auch ein paar Sofas und ein Zelt mit einer richtigen Bettmatratze. Eine richtige Matratze, auf meiner Backpacker-Reise lerne ich solch kleine Dinge wirklich zu schätzen. Ich stelle meinen Backpack ab, gebe Caido sein Abendbrot und richte mich ein wenig ein. Kurz darauf liege ich zusammen mit Caido in meinem Schlafsack.

Der Abenteuer-Berg

300 Meter über null gelegen und 3 Kilometer vom Tyrrhenischem Meer entfernt liegt der Abenteuerberg. Auf einer Fläche von 200.000 Quadratmetern sieht Christian vor einen Abenteuer-Berg für Groß und Klein zu errichten. Wandert man den Berg hinauf durchstreift man ein Gelände mit allerhand Artenvielfalt. Es gibt Olivenbäume, Korkeichen, Esskastanien, Kiefern und auch zwei Erdbeerbäume lassen sich entdecken. Läuft man vorbei am in etwa 100 Meter höher gelegenen Weingut erhält man einen weiten Blick auf die Sieben Schwestern, die Liparischen Inseln.

Christian lebt zusammen mit seinem Hund Eolo und seinem Esel Herkules seit über 12 Jahren auf dem Berg. Auch anderen Tieren wie Hühnern, Katzen und Pferden bietet er ein zu Hause. Mit Hilfe von Freiwilligen sieht er vor Baumhäuser, Solarduschen, eine Permakultur, Lagerräume und eine Werkstatt aufzubauen. Auch den alten Bauernhof wieder komplett zu errichten und ein Segelschiff zu bauen ist geplant.

Dafür hat er sich in den letzten Jahren ein großes Netzwerk von Menschen und Freunden aus der Umgebung aufgebaut. Diese unterstützen ihn mit Bauholz, Nahrung und Zeit die sie in das Projekt stecken. Aktuell befindet sich alles noch in den Kinderschuhen und benötigt viel Pionierarbeit. Auf jeden Fall hat das Projekt eine Menge Potenzial und ich freue mich jetzt schon die Fortschritte in ein paar Jahren zu betrachten. Christian freut sich über jede Form von Unterstützung und wer daran interessiert ist kann das unter folgenden Links tun: Adventure Hill

aufregende Zeiten

Die Morgen sind frisch und wenn ich dann so langsam mobil werde sehe ich oft aus der Ferne schon das Lagerfeuer brennen. Ich laufe über das Gelände, vorbei an Pool, Garten und unter Orangenbäumen und geselle mich zu denen die schon wach sind. Oft reichen mir Kaffee und Mandarinen zum Frühstück.

Lagerfeuer, ein Ort an dem ich Ruhe in Unruhe finde, ein Ort, an dem ich in meine ganz eigene Welt abtauchen kann und doch zugleich die Gesellschaft lieber Menschen schätze. Ich mag den ganzen Prozess des Lagerfeuer-Erschaffens. Erst sammle ich Holz in verschiedenen Längen und Stärken, dann beginne ich ganz klein mit etwas Leichtentzündlichem und baue nach und nach das Lagerfeuer auf. Sobald sich eine ausreichende Schicht Glut gebildet hat lege ich gern größere Stücke hinein und unterfüttere sie an Stellen an denen das Feuer schwächelt. Ich liebe die ruhige Atmosphäre die entsteht, kuschelige Momente voller schöner Gespräche. Ein Ort an dem Freundschaften geschlossen werden.

täglich Brot

Die wöchentlichen Abläufe sind schnell einstudiert. Wir sammeln fast jeden Tag Holz für das Lagerfeuer. Über diesem kochen wir täglich unsere Mahlzeiten oder sitzen am Abend zusammen und lauschen dem Knistern des Feuers. Täglich versorgen wir die Tiere und kümmern uns um den Haushalt. Jede Woche fahren ein paar von uns zum Einkaufen. Wir kaufen Nahrung und Getränke, beim Bäcker gibt`s Säcke voll altbackenem Brot für Mensch und Tier und Tabak wird auch gleich eingesammelt. Jedes Wochenende backen wir gemeinsam Pizza im selbstgebauten Pizzaofen.

Da wir nur so wenige sind, bleibt oft keine Zeit für andere Tätigkeiten. Haben wir die Zeit oder sind zeitweise auch mal mehr Leute packen wir kräftig an. Es wird im Garten gewerkelt, Bambolini gesammelt, an den Großprojekten gearbeitet und hier und da wird aufgeräumt. Auf jeden Fall gibt es immer was zu tun.

neue Freunde

Ich treffe auf meiner Reise viele neue Gesichter und manche von denen wachsen mir doch sehr ans Herz. Ich beginne breit zu lächeln, denn dieses Kapitel widme ich Björn, Vanessa und Lara.

Manchmal trifft man im Leben auf Menschen mit denen man schwingt. Es sind die Menschen die deine Sprache sprechen, die Menschen, denen man nichts erklären muss weil sie dich schlichtweg verstehen. Es sind die Menschen in deren Umgebung du dich wohlfühlst und du sein kannst wer du eben bist.

Diese wundervollen drei Menschen sind bereits auf dem Abenteuerberg als ich ankomme. Schnell lernen wir uns gut kennen und ziehen uns gegenseitig an. Es fällt mir leicht mit ihnen zu sein. Alle drei sind sehr weltoffen und empathisch, sehr clever und freundlich. Wir verbringen sehr viel Zeit zusammen. Seien es die vielen Spaziergänge durch die von Korkeichen bewachsenen Serpentinen des Abenteuerberges, die Stunden am Feuer oder bei gemeinsamen Tätigkeiten. Der Tag am Strand und auch die Spieleabende. Schon immer wollte ich Violine spielen und Lara gab mir die Möglichkeit dazu. Das war sehr interessant und bei weitem nicht so einfach wie meine Zungentrommel. Ich lerne wie man einen guten Hefeteig ansetzt und auch welche Pflanzen im Garten im Sinne der Permakultur eine Symbiose eingehen. All die schönen Stunden die wir verbracht haben werden lange in Erinnerung bleiben.

Ich danke für diese Begegnung, für die schöne Zeit und freue mich euch irgendwann und irgendwo wiederzusehen. Bis dahin umarme ich euch gedanklich ganz lieb, wünsche euch allzeit eine gute Fahrt, tolle Orte und bereichernde Bekanntschaften.

Gespräche und Wandel

In meinen letzten 7 Jahren habe ich mich sehr stark mit mir selbst auseinandergesetzt. Ich habe mich in die Tiefen meiner selbst begeben, Trigger aufgelöst, Traumata bekämpft. All das habe ich geschafft in dem ich bis ins kleinste Detail „warum“ gefragt habe. Ziemlich einfache Praxis für mich, wenn ich etwas verstehe, kann ich damit arbeiten. Das habe ich so intensiviert, dass ich verlernt habe zu fühlen. Ich habe viele Gespräche mit Björn geführt und in einem fragt er mich doch tatsächlich: „Was fühlst du gerade?“. Was soll ich euch sagen, ich konnte es nicht beantworten und Björn gab mir zu verstehen warum. Meine Aufgabe war nun das „Warum“ erstmal beiseite zu legen und nach dem „Was“ zu fragen. Gesagt, getan. Ich begann mich mehr auf meine Gefühle zu konzentrieren und begann nach meinem Bauchgefühl zu leben.

Vielen Dank für deine wegweisenden Worte, vielen Dank für deine Unterstützung, vielen Dank, dass Du mir ein Freund bist.

Abschiede und ein bekanntes Gesicht

Hin und wieder heißt es Abschied nehmen. Die Helfer kommen und gehen, allein ist man nie. Kurz nachdem Björn, Vanessa und Lara den Weg nach Griechenland angetreten hatten, trifft Eric ein. „Eric mein alter Reisefreund, schön dich wiederzusehen“ schallt aus meinem Mund als ich Eric umarme. Es ist bereits dunkel als er die letzten Kilometer auf seinem Fahrrad zurücklegt. Vielleicht erinnert ihr euch, Eric ist derjenige, den ich auf meiner ersten Spanienreise kennengelernt habe. Er bereist Europa mit dem Fahrrad und hat schon so einige tausende, wenn nicht sogar zehntausende auf dem Buckel.

Wir setzen uns ans Lagerfeuer, öffnen uns ein Bier und beginnen zu plaudern. „Wie war die Fahrt?“, „Wie geht´s Dir?“ „Hast Du Durst?“ Ihr kennt das, man rasselt seine alten Lamellen runter und freut sich des Lebens dabei. Der nächste Tag bringt neue Lebenskraft und so zeige ich Eric das Areal. Der wöchentliche Ablauf bleibt derselbe und so verbringe ich hier mit Eric meine letzten Wochen.

Es ist immer wieder schön Dich wiederzusehen und schon jetzt freue ich mich aufs nächste Mal.

Spanien ich komme

Es ist Mitte Januar als meine Abreise nach Spanien ansteht und die wird anstrengend wie sich herausstellt. Ich fahre mit dem Zug zurück nach Rom, genauer nach Civitavecchia, der Teil Roms, den man als Roms Hafen bezeichnet. Von da aus nehme ich zusammen mit Caido in der Nacht um 3 Uhr die Fähre nach Barcelona. Beim Check-in bekommt Caido von den Kontrolleuren Hundefutter geschenkt und danach betrete ich die Fähre. Wir machen es uns im Gemeinschaftsraum gemütlich, erst auf den Sitzen und dann auf dem Boden mit Isomatte. In den 25 Stunden passieren wir zum Zwischenhalt Porto Torres auf Sardinien. Es fällt mir schwer zu schlafen und so verbringe ich die Zeit einfach nur ruhend, ab und an gehe ich auf dem Deck spazieren.

Wir erreichen Barcelona am Morgen. Ich laufe aus dem Hafen in die Stadt hinein und suche einen Trinkbrunnen um meine Flaschen aufzufüllen. Danach versuche ich aus der Stadt zu trampen, was mir allerdings nicht gelingt. Ich bin seit gut 45 Stunden auf den Beinen, ohne Schlaf. Erneut laufe ich einige Kilometer durch die Stadt, es ist bereits hell und vor allem warm. Der nächste Zug bringt mich aus der Stadt. Ich fahre nach L´Ametlla de Mar, den Ort kenne ich schon vom letzten Jahr, hier kenne ich einen sicheren Ort an dem ich ein paar Tage ruhen kann. 3 Kilometer Fußmarsch noch, dann bin ich am Ziel, 48 Stunden später. Ich baue mein Zelt direkt an der Klippe zum Mittelmeer auf, koche etwas zu essen und ruhe mich dann bis zum nächsten Tag einfach aus.

Ab in den Süden

Ich verbringe 3 Nächte an dem Platz bevor ich mich auf den Weg in den Süden begebe. Wenn ich am Morgen mein Zelt öffne sehe ich die Sonne über dem Meer aufgehen, es ist warm, trocken und ruhig, einfach nur ruhig. Mein nächstes Etappenziel ist Peniscola, da werde ich auf Daniel und Isabell treffen. Die beiden kenne ich über Erics Instagram. Ich fand sie sympathisch und habe sie einfach mal angeschrieben.

Nach 3 Kilometern schönstem Küstenwanderweg stelle ich mich an die Autobahn und halte meinen Daumen hoch. Kurze Zeit später hält ein freundlicher Spanier an und nimmt mich ein paar Kilometer mit. Den Rest laufe ich, mein Etappenziel erreiche ich nicht. Am nächsten Tag begebe ich mich früh auf den Weg und wandere die letzten 8 Kilometer in den Nationalpark. Unterwegs treffe ich einen weiteren Fahrradreisenden und nehme ihn kurzerhand mit.

Da sind wir nun, 3 Fahrradreisende und ein Backpacker, mitten im Nationalpark, gemeinsam im Tipi von den beiden. Auch hier bleibt nur zu sagen, danke, danke für die gemeinsamen Tage, danke für eure Bekanntschaft. Ich hoffe wir sehen uns wieder.

Meine Reise geht weiter, erneute 8 Kilometer wandere ich aus dem Nationalpark. Heute steige ich direkt in den Zug, ich habe einige Kilometer vor. Mein nächstes Ziel ist Valencia. Da angekommen treffe ich auf Thomas, ein Freund der mit Tati und Danny unterwegs war, in Valencia hängen geblieben ist und nun mit mir wieder mitkommt. Wir verbringen eine Nacht in dem wunderschönen Park und fahren dann mit BlaBlaCar nach Malaga. 3 Uhr morgens sind wir da, schlagen unsere Zelte auf und schlafen bis zum Morgengrauen. Am nächsten Tag kommt uns Tati abholen, wir begrüßen uns und lachen herzlich als Tatis Hündin Appa auf dem Fahrersitz stehend die Hupe betätigt um uns auch zu begrüßen. Wir fahren gemeinsam zur Gruppe, mit der Tati unterwegs ist, und ich lerne erneut tolle Menschen kennen.

Wie geht´s weiter?

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr wie ich meine Zeit in Spanien verbracht habe und welch nächster großer Wandel stattfand.

Danke für dein Interesse und bis zum nächsten Mal.

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